FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Mitfohrbänklich (Mundart)

10.10.2017
Ich derinner mich noch lebhaft oo mei Kindheit in Grösseneuscht, wo jo bekanntlich bis heut die B 279 vorbeiführt. Domols noch direkt oos Durf, ehe die „Magistrale“ a boor Meter nooch Norden verlegt und so streckeweis a Idee ungfährlicher wurrn iss. Unner Leut wollte weeche n Verkehr nedd, däss merr nauf zu die Ströss genn und drömm hömmse uns Angst gemocht, indem sie gsocht hömm: „Geht jo nedd nauf die Bundesströss, weil doo künnt es Mitnahmauto!“ S Mitnahmauto! Sollt wohrscheinlich a Auto mit n böse Fohrer sei, der oohält, uns nei zerrt, mitnimmt und verschleppt. Passiert isses nedd, weil mir wie sichs ghört schöö broov worrn und nie oowe die Bundesströss gspielt hömm. Heutzudooch wärrn Leut froh, wenn’s „Mitnahmauto“ kommed! Der öffentlich Personennahverkehr (ÖPNV) funktioniert nooch wie vor mehr recht wie schlecht und wenn du a boor Kilometer vo die Metropole Bad Neustadt wagg wohnst, isses ohne ääches Auto kaum möglich, zu a bestimmte Zeit dürt hie zu komme. Die Landkreis-Grüne in Rhön-Grabfeld hadde jetzt die an sich ganz gut Idee, konkret und wegweisend in Wechterswinkel die erschte „Mitfohrbänklich“ aufzustelle. In die Zeitung wor dodrü zu lese: „Wer mitgenommen werden möchte, setzt sich auf die Bank und wartet, bis ein Fahrzeug anhält. Sofern der Fahrer oder die Fahrerin vertrauenserweckend erscheint, heißt es, das gewünschte Ziel mitzuteilen, einzusteigen und am vereinbarten Zielort wieder auszusteigen. Wer nicht mit einem Unbekannten mitfahren möchte, muss warten, bis ein bekanntes Gesicht anhält.“ Viel Spaß, sooch ich doo bloß! Hoffentlich halte genuch „bekannte Gsichter“ und die aach so rechtzeitig, däss du dein Koffer für die Übernochtung of die Bank beruhigt widder mit hemm gschläff konnst. Ich wünsch derre Aktion jedenfalls viel Glück unn Erfolch! Aufgfalle iss mir, dässes Anhalter ömmer weenicher gidd. Merr sidd mei Gfühl nooch jedenfalls nix merr so viel wie süsst. A junge Nonne iss amoll per Anhalter gforrn. Der Fohrer, wo ghalte hodd, woor a Voogel und wollt beis Fohrn oo ihr Knie römmfummel. Do hodd sie gsocht: "Psalm 90, Vers 5!" Verstört hodd er sofort aufghört und die Fohrt ging bis zuss Ziel problemlos weiter. Dehemm woor der Fohrer neugierig und hodd in die Bibel Psalm 90, Vers 5 noochgschlooche: "Du bist auf dem richtigen Weg." Zeuch gidds! Servus, der Eustach.

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