FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

"Gute Geschäfte!" (Hochdeutsch)

21.08.2018
Um irgendetwas, das man auf Anhieb nicht versteht, letztlich doch zu kapieren, bedient man sich nicht selten eines Vergleichs. Der hinkt zwar nicht selten, aber ein Körnchen Wahrheit ist oft doch daran. Ich versuche es einfach einmal. Jahrelang sagt man eindringlich zu den Autofahrern, dass sie bloß nichts trinken sollen, bevor sie fahren. Man beschreibt eindringlich, wie gefährlich das ist, appelliert an die Vernunft und wundert sich trotzdem, wenn man fast jeden Tag in der Zeitung liest, dass wieder einer besoffen erwischt worden ist. Irgendwann resigniert man und stellt fest, dass ja doch alles nichts nützt. Man entschärft Kurven, macht Bäume weg und stellt am Ende gar solarbetriebene Kühlschränke mit Freibier an die Straßen, damit sich die Blaumänner und -frauen hinter dem Steuer bedienen können, wenn der Durst beim Fahren kommt. Oder Einbrecher. Jeder Mensch weiß, dass das eine Straftat und verboten ist. Trotzdem wird landauf landab eingebrochen und gestohlen. Am Ende gibt man auch da auf, stellt fest, dass ja doch alles nichts nützt und der Schaden oft größer ist als die Beute. Also stellt man Schilder vor die Haustüre und schreibt zum Beispiel darauf: „Schlüssel liegt auf der Laterne.“ Oder kritzelt auf Zettel an Baumaschinen auf verlassen gelegenen Baustellen: „Tankdeckel ist offen, bitte bedienen Sie sich!“ Und: sogenannte „Wildpinkler“, also Leute, die irgendwo hin schiffen, wo es nicht erlaubt ist. Werden immer wieder zur Vernunft aufgefordert und dazu ermahnt, ihr Geschäft doch bittschön nur da zu machen, wo es erlaubt ist: auf dem Klo. Nützt nichts. Wenn die Blase drückt, geht es los und es wird an Ort und Stelle Erleichterung geschaffen. Also verlegt man unter einer wiederholt benutzten Buchshecke unscheinbar eine Drainage, schneidet die Hecke 190 cm hoch, 50 cm breit und 30 cm tief aus und stellt ein freundliches Schild in: „Gute Geschäfte!“ Alles Beispiele, bei denen man sich an den Kopf langt und denkt: „Nein, so blöd werden wir ja wohl nicht sein!“ Und mit was habe ich das jetzt wohl alles verglichen? In Bad Neustadt hat man jahrelang an die Vernunft der Fußgänger appelliert, vom Parkplatz am Busbahnhof aus doch bitte über die Falaiser Brücke und nicht die vierspurige und viel befahrene Straße Richtung Mühlbach/Salz zum Triamare zu gehen. Vergeblich! Jetzt kapituliert man vor der Blödheit der Leute, macht die Straße breiter und baut eine Querungshilfe ein. Für 124.000 Euro. Servus, der Eustach.

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