FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Den kann ich nicht riechen! (Hochdeutsch)

05.02.2019
Seit gut einer Woche ist es raus: Deutschland steigt aus der Braunkohle aus! Könnte uns da bei uns eigentlich egal sein, denn weder mit Stein- noch mit Braunkohle haben wir direkt zu tun. Ist sowieso auffällig, dass da, wo man direkt betroffen ist (Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, NRW) nur ein Drittel für den Ausstieg ist, im Rest der Republik aber 80 %. Irgendwo natürlich auch logisch. Wenn ich das Wort Braunkohle höre, steigt mir sofort der Geruch in die Nase, den es immer gab, als man vor der Grenzöffnung nach Meiningen gefahren ist. Vermischt mit dem typischen Trabbi-Auspuffgeruch war das ein Aroma, das man wohl nie vergisst. Hans Hatt, ein Geruchsforscher von der Universität Bochum, sagt: „Geruchserinnerungen sind sehr stabil. Schon kleine Mengen eines Geruchs reichen aus und das gesamte Paket an Erlebnissen und Empfindungen wird ausgepackt. Durch Gerüche können Erinnerungen besser gespeichert werden als durch visuelle Eindrücke.“ Wenn also jemand blöd aussieht, merkt man sich das nicht so gut, als wenn einer stinkt. „Den kann ich nicht riechen!“ hört man deshalb oft, wenn jemand einen anderen nicht mag. Und es stimmt natürlich, dass einem manche Gerüche ein Leben lang begleiten. Noch heute weiß ich, wie es in der ersten Klasse in der Schule gerochen hat und auch der Chlorgeruch im ersten Hallenschwimmbad, in dem ich war, geht mir nicht aus dem Sinn. Vor allem, weil ich Angst vor dem Schwimmen hatte. Andere, bestens bekannte Gerüche, die man mehr oder weniger gern hat, ist das Benzin an der Tankstelle, ein nagelneues Auto, der Weihrauch in der Kirche, frischer Teer, Strotze, eine Bäckerei und früher der Geruch, wenn Bier gebraut worden ist. Alleine diese Aufzählung macht deutlich, was im Laufe unseres Lebens im wahrsten Sinne des Wortes alles auf unsere Nase und unser Hirn einströmt. Und wir Menschen sind natürlich sowas von unterschiedlich, wenn es um das Einstufen von Gerüchen geht. Für den einen riecht etwas gut, für den anderen stinkt es erbärmlich. Bestes Beispiel von früher: Stinkerkäs! Der berühmt-berüchtigte „Romadur“. Der Vater hat ihn geliebt, die Mutter hat ihn gehasst. Deshalb musste der Vater ihn immer auf einmal essen und dass ein Romadur zurück in den Kühlschrank kam, war ausgeschlossen. Zum Schluss noch etwas hochinteressantes: Hunde, die bekanntlich ganz feine Näschen haben, können eineiige Zwillinge nicht am Geruch unterscheiden! Servus, der Eustach.

<< zurück