FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Aus für die Wallfahrt! (Hochdeutsch)

28.04.2020
Wie Dominosteine sind in den vergangenen Tagen die für die nächste Zeit und den Sommer geplanten Veranstaltungen umgefallen. Irgendwie war es schon klar, dass uns das Virus länger beschäftigen wird als uns recht ist und man hat mit der einen oder anderen Absage gerechnet. Aber wenn es dann soweit ist, trifft es einen doch hart. Das Oktoberfest hat sich fast so lange und heftig gewehrt, wie die Olympischen Spiele, aber am Ende mussten auch die Wiesenwirte aufgeben. Erst so nach und nach, wenn man einige Wochen vorausdenkt, merkt man, was uns heuer alles nicht vergönnt sein wird. Das Maibaumaufstellen, die Wanderung am 1. Mai, der Bierfrühling in Hollstadt, das Vatertagsfest in Rheinfeldshof, die Biergärten, der Marktplatzsommer in Bad Neustadt und und und. Gut, kurz geärgert, Mund abgeputzt, weiter. Aber dann treffen dich Absagen, mit denen du nie und nimmer gerechnet hättest, wie der Schlag! Für mich: die Königshöfer Männerwallfahrt nach Vierzehnheiligen! Allem haben wir und unsere Vorfahren jahrzehntelang getrotzt: Hitze, Kälte, Schnee, Regenwetter, Wind, Tschernobyl, 11. September, Finanzkrise. Gewallt worden ist trotzdem. Und jetzt kommt so ein winziges Virus daher und die Wallfahrt fällt aus. Erst habe ich noch gehofft, dass die Anzahl der Heiligen wegen der Abstandsregel auf sieben halbiert wird. Hätten wir halt eine Siebenheiligen-Wallfahrt gemacht und etwas Platz beim Wallen gelassen. Nix war’s! Die Drogeriemärkte und die Metzger werden schauen: der Verkauf von Franzbranntwein, Bremsenöl, Lutschbonbons und Polnischen wird einbrechen wie seit Generationen nicht mehr. Nix mit gelb blühenden Rapsfeldern, frisch grünen Wäldern, Rosenkränzen, dunklem Bier in Seßlach, Späßchen, Gschmarri und dem schönen Wallen durch die herrliche Natur. Wie in der folgenden Geschichte: der Herrgott ist in Franken und geht spazieren. Er kommt an mächtigen Burgen und Schlössern vorbei, läuft am blauen Brombachsee vorbei, dann unterhalb von Vierzehnheiligen und Kloster Banz in seinem Garten am Main entlang, bevor er über Bamberg und Haßfurt zu uns an die Saale kommt. Er marschiert durch Bad Königshofen und Bad Neustadt, freut sich an diesen schönen Städtchen und geht Richtung Rhön und Kreuzberg. Auf einer saftig grünen Wiese bei Schönau trifft er einen Wanderer, der ihn gleich erkennt und fragt: „Gott!? Was machst denn du bei uns???“ Und Gott antwortet: „Homeoffice!“ Servus, der Eustach.

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