FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Surf oder stirb (Hochdeutsch)

09.04.2024

Als ich heute vor einer Woche in der Main-Post im Lokalsport die Überschrift „In eigener Sache“ und dann „Liebe Leserinnen und Leser“ gesehen habe, dachte ich: Siehste, wird die Zeitung auch schon wieder teurer! War’s dann aber doch nicht, sondern es ging um etwas anderes: „Mit dem 2 April hat unser Druckzentrum die Zeitungsproduktion neu organisiert. Klasse, dachte ich. Wenn etwas neu organisiert wird, wird es in der Regel besser. War es dann aber auch nicht. Schlechter! „Aus diesem Grund werden bestimmte Spielberichte nicht wie bislang bereits am Folgetag in der Zeitung erscheinen, sondern in der Regel einen Tag später.“ Ja, wenn du heutzutage nicht online bist, gehörst du der Katz. Und erfährst zum Beispiel erst zwei Tage später als die anderen, dass die Aubstädter in Memmingen keine Schuhe dabei hatten. Lokalsport früher: jeden Montag seitenlange, ausführliche Berichte bis hinunter in die Niederungen der C-Klassen. Ich weiß, von was ich schreibe, weil ich früher beim „Bote vom Grabfeld“ live dabei war. Ab dreiviertel fünf hast du dir jeden Sonntag die Finger wund gewählt und mit sämtlichen rauchgeschwängerten, alkoholvernebelten und überlauten Sportheimen telefoniert. „Wie habt ihr gespielt?“ „0:0“ „Okay, erzähl mal.“ „Na ja, was soll ich sagen. Es ging rüber und nüber und hätte auch andersrum ausgehen können.“ „Super! Danke!“ Dann solltest du einen ausführlichen Bericht über das torlose Remis schreiben. Und so ab halb acht Zeitdruck! „Los, seht, dass ihr fertig werdet, das Taxi steht schon draußen!“ Stand es wirklich und ist dann mit unseren auf eine große Seite aufgeklebten Berichten zur Druckerei nach Kitzingen gefahren. Heute? Alles online, aber - siehe oben - zum Teil doch langsamer. Frage: Was haben die folgenden Institutionen und Dinge gemeinsam: CSU, öffentlich-rechtliche Fernsehsender, Bayern 1, Kirche, Verbrauchermessen, Festnetztelefone, Bügeleisen, Bankfilialen, Einzelhandel und gedruckte Zeitungen? Denen sterben allen die Kunden weg! Wie ein Main-Post-Mitarbeiter treffend festgestellt hat: „Du musst doch nur am Samstag in die Traueranzeigen schauen. Alles Kunden von uns.“ Ja, stimmt, jeden Samstag so 25 Leute, die ab sofort keine Zeitung mehr lesen. Und auch nicht mehr dafür bezahlen. Dafür kostet die Anzeige so 750 Euro. Man will sich ganz am Ende halt doch noch einmal bei seiner Zeitung bedanken. Servus, der Eustach.


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