FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Die gute, alte Haarstrangwurzeleule (Hochdeutsch)

04.07.2023

Jeden Tag spielt sich für jeden von uns beim Fernsehen, Zeitunglesen oder beim Surfen im Internet immer wieder der gleiche Kampf ab: die großen, weltbeherrschenden, wichtigen Nachrichten und Meldungen konkurrieren mit den kleinen, unscheinbaren, oft aber gar nicht so uninteressanten Neuigkeiten. Klar ist, dass zum Beispiel eine neue Schmetterlingsart, die gefunden wurde, gegen das neue Heizungsgesetz, die Nationalmannschaftskrise, die Trockenheit oder eine Landtagswahl in Sonneberg keine Chance hat. Wenn ein Mann und eine Frau am Frühstückstisch gemeinsam die Zeitung lesen und der Mann vorliest: „Diesen Schmetterling gibt es nur in Trappstadt“, kann es passieren, dass die Frau erwidert: „Was wollen wir heute zu Mittag essen?“ Die Sensationsmeldung wird schlichtweg ignoriert und es wird von der Frau nicht im geringsten gewürdigt, welche Attraktion ihr Mann da gerade vermeldet hat. Für mich ist diese Nachricht, die es in der vergangenen Woche tatsächlich gab, hochinteressant. Dem Main-Post-Artikel mit der oben genannten Überschrift über die Haarstrangwurzeleule, so heißt das Viech, war wörtlich zu entnehmen: „Hinter dem kuriosen Namen Haarstrangwurzeleule („Gortyna borelii“) verbirgt sich ein Schmetterling, der nur einmal in Bayern vorkommt und streng geschützt ist. Im Trappstädter Wald gibt es den recht unzugänglichen Lössleinsrangen, genau an der Grenze zu Thüringen, dort wurde er nachgewiesen.“ Hammer, oder??? Nicht in Ingolstadt, nicht in München, nicht in Nürnberg, nicht in Bischofsgrün, Postbauer-Heng oder Schneizlreuth – nein, bei uns in Trappstadt lebt die seltene Eule. Aber wie kann sich die Fachwelt da so sicher sein? Wer läuft denn in Trappstadt am unzugänglichen Lössleinsrangen herum, sieht einen Schmetterling und ruft enthusiastisch: „Eine Haarstrangwurzeleule! Ich hab‘ sie!!!“ Oder hat man vielleicht in Oberkotzau, Tuntenhausen oder Gückelhirn bloß noch nicht gescheit gesucht? Ich habe ein Herz für die kleinen Tierchen und deswegen zum Abschluss noch einen schönen Witz: Ein Marienkäfer, eine Heuschrecke, eine Haarstrangwurzeleule und ein Tausendfüßer haben sich zum Schafkopf verabredet. Die drei erstgenannten warten stundenlang, ehe die Heuschrecke genervt sagt, dass sie jetzt geht. Als sie die Tür aufmacht, steht der Tausendfüßler davor und seufzt: „Welcher Idiot hat an die Tür geschrieben: „Bitte die Füße abklopfen“??? Servus, der Eustach.


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