FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Wer sich wie gegenseitig grüßt (Hochdeutsch)

05.12.2023
Wo man früher, wenn man irgendwo hinwollte, in den Atlas oder den berühmten Falk-Faltplan geschaut hat, bedient man sich heute zum Beispiel Google Maps. Die ganze Welt ist dort online verfügbar und bei entsprechendem Maßstab findet man auch ganz kleine Dörfer hier bei uns wie Breitensee, Sands, Filke, Rheinfeldshof oder Braidbach. Und interessant: wenn man will, kann man sich nicht nur zeigen lassen, wie man fahren könnte, sondern was in den verschiedenen Ortschaften angeboten wird. Einkaufsmöglichkeiten zum Beispiel. Und wenn es nichts gibt, weil kein Metzger, kein Bäcker und geschweige denn ein Geschäft mehr in bestimmten Dörfern ist, wird die minimal mögliche Einkaufsmöglichkeit angezeigt, die es überhaupt gibt: „Zigarettenautomat Volkershausen“, habe ich neulich gelesen, als ich in der Nähe von Maßbach/Poppenlauer rumgesucht habe. Und musste kurz schmunzeln. Das muss man ja auch, wenn man sieht, wie sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmer verhalten, wenn sie sich unterwegs begegnen. Als höflicher Mensch grüßt man sich. Motorradfahrer zum Beispiel. Wenn die sich entgegenkommen, wird gegrüßt, indem die Hand kurz lässig gehoben wird. Wer da auf der anderen Seite der Straße fährt, spielt keine Rolle (wegen Helm und Visier weiß man da eh‘ nicht), es ist ein Kollege und den grüßt man! Interessant ist es bei Radfahrern. Bei Mountainbikern selten, bei Rennradfahrern absolut üblich. Ein Rennradfahrer grüßt den anderen, ein Rennradfahrer grüßt aber nie einen Mountainbiker. Da wird genau unterschieden! Und wahrscheinlich grüßt auch ein Bio-Biker nie einen E-Biker. Und umgekehrt genauso. Auffallend auch, wie sich entgegenkommende Autofahrer grüßen. Sehr gute Freunde regelrecht euphorisch mit erhobener Hand. Dann wird differenziert und fein austariert non-verbal gegrüßt: bei Leuten, mit denen man eher leicht befreundet ist, gehen die Köpfe leicht nach oben, bei anderen, die man nur kennt, mit denen man aber nicht befreundet ist, wird nur höflich genickt. Bei Fremden: keinerlei Regung! Wer sich auch grüßt (beobachtet es einmal, wenn ihr drinsitzt), sind Busfahrer. Selbst auf der Autobahn wird da notfalls über sechs Fahrspuren hinweg gegenseitig gegrüßt. „Und wenn einer einmal nicht grüßt“, hat mir neulich ein Busfahrer erklärt, „war er ursprünglich Lokführer auf einer eingleisigen Strecke. Die haben keinen Gegenverkehr.“ „Entwaffnende Logik“ nennt man das. Servus, der Eustach.

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