FREDI BREUNIG

Fredis Glosse

Schaltjahr und Fastenzeit (Hochdeutsch)

27.02.2024
Am Donnerstag ist, weil heuer Schaltjahr ist, bekanntlich der 29. Februar. Soweit, so gut. Ärgerlich halt nur, dass der vermaledeite Schalttag fast immer in die Fastenzeit fällt. Damit müssen die Leute, die in der Fastenzeit keinen Alkohol trinken, noch einen Tag länger aushalten als so schon. Aber gut, schon verständlich, einen 32. Mai, 32. Juli oder 32. August kann es halt nicht geben: Dann schon eher einen 31. April oder 31. Juni. Sei’s drum. Die Fasterei ist für viele Leute eine schwere und entbehrungsreiche Zeit. Dass das schon immer so war, zeigt ein Blick in interessante Geschichten aus dem Klosterleben. Bekannt dürfte sein, wie Starkbier entstanden ist. Die Mönche mussten in der Fastenzeit auf feste Nahrung verzichten und haben deshalb Starkbier gebraut. Das war stark, gehaltvoll und deshalb nahrhaft. Sie waren sich aber nicht sicher, ob es erlaubt ist und haben eine Probe zum Papst geschickt. Bis das Bier in Rom angekommen ist, war es verdorben und hat furchtbar geschmeckt. Also hat der Papst entschieden: „Was so schmeckt, kann nur Buße sein!“ Oder Maultaschen. Ein Mönch hat in der Fastenzeit Fleisch bekommen, aber er wusste, dass er das in der Fastenzeit nicht essen durfte. Also hat er sein Fleisch kleingehackt und in Nudelteig versteckt. So hat es der Herrgott nicht gesehen und man konnte es essen. Damit war der Name „Herrgottsbscheißerle“ geboren. Der Hammer aber die folgende Geschichte. Seit dem Konstanzer Konzil (1414-1418) war klar: alles, was im Wasser lebt, wird als Fisch gezählt. Und Fische sind in der Fastenzeit schließlich erlaubt. Also haben findige Mönche kleine Schweinchen in den Klosterbrunnen geschmissen und sie dort ertränkt. Schlimm! Dann hat sich der Abt über den Spanferkelbraten bekreuzigt und ausgerufen: „Baptisto te carpem!“ („Ich taufe dich Karpfen!“). Anschließend ist der frischgetaufte „Karpfen“ mit Genuss verspeist worden. Raffiniert! Abschließend die bisher ungeklärte Frage, warum geizige Männer gern am 29. Februar heiraten. Ganz einfach: weil sie dann weder Silberne, noch Goldene Hochzeit feiern müssen. Rechnet es aus: Hochzeitstage nach 4, 12, 16, 20 und 24 Jahren. Wenn die Frau dann schon Silberhochzeit feiern will, sagt er schroff: „Entweder gescheit oder gar nicht!“. Und wenn die Göttergattin dann vier Jahre später ankommt, sind schon 28 Jahre vorbei und er lehnt mit der lapidaren Begründung ab: „Jetzt hab‘ ich auch keine Lust mehr, zu feiern.“ Servus, der Eustach.

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